Johannes Motschmann

Album-PR

Ganz dem Titel nach beschäftigt sich der Berliner Pianist und Komponist Johannes Motschmann auf seinem ersten Album für Klavier mit Präludien – aber nicht ausschließlich mit den „altbekannten“ wie beispielsweise jene von Frédéric Chopin oder J.S. Bach: Motschmann präsentiert auf Préludes Tableaux eine Auswahl der Präludien, die ihn durch sein bisheriges Leben begleitet haben, und verknüpft diese zusätzlich mit kleinen Eigenkompositionen

„Dieses Album ist für mich ein Versuch, die Klaviermusik unterschiedlichster Komponisten, die mich in den letzten Jahren und Jahrzehnten begleitet hat, durch kleine eigene Kompositionen miteinander zu verbinden. Im Zentrum stehen die Préludes Tableaux, die unmittelbar aus der Beschäftigung mit stilistischen Merkmalen von Skrijabins Préludes und Rachmaninoffs Études Tableaux hervorgingen. Die Idee für den kleinen Zyklus entstand zufällig, während ich über mehrere Jahre gemeinsam mit dem Komponisten und Musikinformatiker Thomas Hummel im Experimentalstudio des SWR an einer komponierenden KI-Software arbeitete, die Klaviermusik nach nur wenigen Takten stiladäquat weiter fortspinnen sollte.* Um diese Software zu testen, probierte ich oft kleine Stücke von unterschiedlichen Komponistinnen und Komponisten aus. Dabei hab ich mir immer wieder die Frage gestellt, wie es in kleinen Formen gelingen kann, eine ganze musikalische Welt zu entwerfen. 

Praeludien sind, seit sie nicht mehr nur als Vorspiel sondern als autonome Komposition begriffen wurden, mehr und mehr zu einem Experimentierfeld geworden, um sehr unterschiedliche musikalische Momente zyklisch miteinander zu verbinden. Für mich entsteht beim Hören solcher Zyklen – etwa Chopins Préludes Op. 28 – immer ein interessanter Gegenpol zu der Art, wie Klavierminiaturen heute oft als Hintergrundgeräusch in Playlists eingesetzt und gehört werden. Hier extreme Kontraste auf kleinstem Raum, dort eine gewollte Gleichmäßigkeit und leider oftmals auch Gleichförmigkeit, die die Musik fast unwahrnehmbar macht. Hier eine subjektive, persönliche Handschrift, dort das Versammeln unterschiedlicher Kompositionen und Komponisten, die sich aber einem immer ähnlicher werdenden Klangideal verschrieben haben, das inzwischen durch komponierende Maschinen recht gut abgebildet werden kann. 

Bei der Veröffentlichung von Klaviermusik frage ich mich natürlich selber, wie gut sie den heute sehr veränderten Hörgewohnheiten entsprechen sollte. Sollte sie im Vordergrund oder vielleicht auch nur beiläufig im Hintergrund gehört werden (können)? Letztlich habe ich versucht, das Album so zu konzipieren, dass beides möglich ist. Es startet mit ruhigen, fast statischen Miniaturen, kleine Bewegungen, Vorschlagsnoten, ein Choral dazwischen. Unterschiedliche Instrumente – ein moderner Steinway Spirio, die schönen Flügel im Emil-Berliner-Studio, mein kleiner Euterpe-Flügel zuhause und die CP-70, die ich viel für meine elektroakustischen Kompositionen einsetze – wechseln einander ab. Und auch die eigenen Kompositionen alternieren ständig mit Musik anderer Komponisten. Davon erhoffe ich mir eine Balance zwischen Ruhe und Aufbruch. Als ich mit der Konzeption des Albums begann, war es nicht klar, wo ich genau ankommen werde. Vielleicht war aber gerade das der richtige Ansatz beim Komponieren: nicht immer vorher schon alles planen und wissen zu wollen. Das meiste beim Komponieren entsteht durch das Entstehen, im Spannungsfeld von Planung und Spontanität. Für das Klavier gilt das in besonderer Weise, weil es oft das erste Instrument ist, auf dem alles ausprobiert, improvisiert, entwickelt und gelegentlich auch wieder verworfen wird.“

– Johannes Motschmann –

* Aus dieser Arbeit entstand das letzte Album von Johannes Motschmann gemeinsam mit dem Ensemble Modern und Peter Tilling: AION für großes Ensemble, Künstliche Intelligenz und Elektronik, erschienen im Juli 2024 bei Berlin Classics. 

www.johannes-motschmann.de

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Photo @ Gregor Hohenstein